Einleitung - Tiergartentunnel

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Einleitung

Bei einem Ortstermin im Winter 1997/98 entpuppte sich ein bis dato sowohl von der Denkmalpflege als auch von der Bodendenkmalpflege undefiniertes Bauwerk im Hintergelände der Burg Blankenheim/Eifel überraschender Weise als großvolumiges Wasserreservoir. Deutliche Kalksinterablagerungen an den Innenwänden dieses kellerartigen Gebäudes ließen ohne Zweifel eine Zweckbestimmung als Wasserbehälter zu. Bei der Suche nach der unverzichtbar dazugehörigen Wasserleitung zeigten sich im nördlich an das Wasserreservoir anschließenden Gelände Bodenmerkmale, die mit der Wasserzuführung in Zusammenhang gestanden haben müssen. Dazu gehörten fünf trichterförmige Vertiefungen, die wie die Perlen einer Kette aneinandergereiht einer Linie über den Tiergarten-Berg folgen. Ein Zulaufgraben jenseits des irdisch sichtbaren Teil eines Aquädukttunnels. Der gut 150 m lange Tunnel ist in der antiken Qanatbauweise - also von einer Kette von senkrechten Bauschächten aus - errichtet worden und durchsticht den Berg mit einer Überdeckung von bis zu 11 m. 
Sondagen des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege im Sommer 1998 brachten in einem der Trichter die Ausmauerungen eines der fünf Tunnelbauschächte zutage, der rund 11 m Tiefe hatte. Im Zulaufgraben brachte eine Sondage die in Stein ausgemauerte Rinne der ehemaligen Wasserleitung an das Tageslicht. Diese muss das Wasser ehemals aus mehr als einem Kilometer Entfernung herangeführt haben.  
Die Reste eines kleinen Staudammes im oberen Bereich des Tales "In der Rhenn" standen ebenfalls mit dieser Wasserversorgung der Burg Blankenheim in Zusammenhang. Das Wasser wurde aus der "Rhenn" bezogen.

Ein Holzrohr in der Schausammlung des Blankenheimer Eifelmuseums erscheint seit der Diskussion über den Blankenheimer Tiergarten-Tunnel in einem neuen Licht. Zu diesem Rohr ist als Fundort die Blankenheimer Burg angegeben. Auf der Burg gibt es eine unterirdische Zisterne, in der in der Frühzeit der Burg das Regenwasser der Dächer und der Hoffläche aufgefangen wurde. Mit dieser Wasserversorgung kann man das Holzrohr kaum in Verbindung bringen. Ein später gebauter unterirdischer Wasserbehälter im Burghof hingegen könnte allerdings mit einer Wasserzuführung von außerhalb - und aus diesem Grund mit dem Aquädukttunnel - in Zusammenhang gestanden haben. In diesem Fall müsste es nämlich eine Rohrleitung zwischen dem Wasserreservoir am Tunnelende und dem Wasserbehälter im Burghof gegeben haben, und zu einer solchen Leitung könnte das Holzrohr gehört haben. 
Das Rohr aus Buchenholz ist inzwischen im Rheinischen Landesmuseum Trier dendrochronologisch untersucht worden, wobei als Fälldatum das Jahr 1468 nachgewiesen werden konnte. Damit steht als früheste Möglichkeit zur Datierung des Tunnelbaus die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts fest. Bis zu einer Klärung der noch offenen Fragen sind aber auch spätere Zeitabschnitte in der Blankenheimer Burggeschichte durchaus nicht auszuschließen. Allerdings kann die Anlage nach dem Ende des 18. Jahrhunderts nicht gebaut worden sein, denn mit dem Einmarsch der Franzosen in das Rheinland endet die Zeit der Herrschaft Blankenheim. Zieht man auch den kleinen Staudamm in der "Rhenn" zur Datierung des Tunnels heran, so gibt das 1808/09 vom französischen Ingenieur-Geographen Maissiat gezeichnete Blatt "129 Blankenheim" der Tranchot-Karte ein Datum. In dieser Karte ist der kleine Staudamm bereits verzeichnet - er ist sogar noch intakt und führt Wasser. 

Da Tunnelbauten unter den Bodendenkmälern allein von der geringen Anzahl her eine herausragende Rolle einnehmen, gehört der Blankenheimer Tiergarten-Tunnel zu einer äußerst seltenen Gattung unter den Technikdenkmälern des Rheinlandes. Er steht von der Bedeutung her in einer Reihe mit dem römischen Drover Berg-Tunnel bei Düren und dem hochmittelalterlichen Fulbert-Stollen am Laacher See. Dabei ist es nicht einmal bedeutend, ob dieser Tunnelbau in das 15. Jahrhundert oder etwas später zu datieren ist, denn eine neue Blütezeit des Tunnelbaus beginnt im Rheinland erst mit dem Ausbau der Eisenbahnstrecke Köln-Aachen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Beim Blankenheimer Tiergarten-Tunnel ist der gute Erhaltungszustand des Bodendenkmalensembles mit dem Zuleitungskanal, den Trichtern der Bauschächte, der Quellanlage und dem Wasserreservoir besonders beeindruckend.
 
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